Michael J. Sandel - Was man für Geld nicht kaufen kann
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Die moralischen Grenzen des Marktes
Auf den ersten Blick unbewußt, hat sich unsere Gesellschaft in den letzten Jahren in fast allen Bereichen zu einem System entwickelt, das den Gesetzten des Marktes gehorcht. Das wir uns noch lange nicht an einem Endpunkt befinden bzw. die Möglichkeiten einer Privatisierung nicht ausgereizt sind, zeigt das Buch des amerikanischen Moralphilosophen Michael J. Sandel.
In den USA gibt es nach den langen Jahren neoliberaler Regierung keine Tabuzonen mehr. Dies reicht von speziellen Autofahrspuren für Mehrzahler über die Bezahlung von nächtlichen Schlangestehern in Vertretung von Lobbyisten bei Anhörungen des Kongresses, exklusiven Handynummern von Ärzten, bis hin zur Werbung auf Highschool Zeugnissen. Natürlich sind auch die Wissenschaften und Universitäten längst ökonomisiert – welche Blüten dies treibt zeigt gerade ein aktuelles Dossier in der Zeit.
Michael J. Sandel, der in seinem Buch weitere, teilweise skurrile Beispiele dieses Ökonomisierungswahns aufzeigt, geht der Frage nach, welche Auswirkungen dies für die Integrität einer Gesellschaft hat. Schnell wird klar, dass die Einführung von finanziellen Anreizen die moralischen und staatsbürgerlichen Einstellungen der Menschen verändern. Die Konsequenz ist eine weitere Verflachung öffentlicher Diskurse – der Zustand der politischen Parteien ist das beste Beispiel dafür – sowie das Fehlen moralisch spiritueller Substanz. Zudem führt die zunehmende Ungleichheit in der Gesellschaft dazu, dass Arme und Reiche auch im öffentlichen Bereich ein getrenntes Leben führen. Gibt es keine gemeinsame Lebenswelt mehr, sei es im Fußballstadion oder im Bildungssystem, steht die Stabilität dieser Gesellschaft auf dem Prüfstand, so das Fazit von Michael J. Sandel, der durch seine Vorlesungen über Gerechtigkeit an der Harvard Universität wohl zum weltweit populärsten Professor aufgestiegen ist.
Wer sich mit den neoliberalen Verwerfungen in der Gesellschaft befasst und wissen will was noch alles möglich ist, der kommt an diesem Buch nicht vorbei.
Text: Ulf Engelmayer
Michael J. Sandel - Was man für Geld nicht kaufen kann, geb, 304S
Ullstein Verlag, 2012, ISBN 9-783-55008-026-5
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